Dauerkleingartenanlage Osdorf e.V.

Berlins einzigartige Kleingartenanlage in Steglitz, Lichterfelder Ring 255-267 / Ecke Osdorfer Straße

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Geschichte unserer Kolonie



Die Dauerkleingartenanlage OSDORF wurde 1977 gegründet und ist damit über 40 Jahre alt.


Das 34.000 Quadratmeter große Gelände, auf dem sich jetzt die Kolonie befindet, hat eine lange und wechselvolle Geschichte erlebt. So befand sich hier zum Beispiel während des Krieges eine Flak- Stellung. Später diente das Gelände als Müllabladeplatz. In der Zeit vor Gründung der Kolonie wurde es von einer Firma genutzt, die dort Mutterboden und Bauschutt lagerte und mit Ablauf ihres Pachtvertrages das Land räumen musste, jedoch nicht, ohne vorher den letzten Krümel nutzbaren Bodens entfernt zu haben. Einen Querschnitt durch die Geschichte haben all diejenigen erlebt, die mit Spaten und Pickelhacke und unendlich viel Arbeit die Aus- und Umgrabungen im ersten Jahr des Bestehens durchgeführt haben. Doch dazu gehört noch etwas Vorgeschichte.


Zur kleingärtnerischen Nutzung war das Gelände für die achtziger Jahre vorgesehen. Es waren 1,2 Millionen Mark geplant, um das Land kleingartengerecht herzurichten, das heißt, die Erde zu planieren, Wege und Wasserleitungen zu verlegen und Zäune zu ziehen. Der Haken bei der Sache war, dass mit dem Geld frühestens im Jahre 1982 gerechnet werden konnte. Und so beschloss der Bezirksverband der Kleingärtner Steglitz kurzerhand, das Vorhaben unter eigener Regie anzugehen.


Somit beginnt die Geschichte der Kolonie Anfang des Jahres 1977. Einer Reihe von Interessenten, die sich in der Erwartung, dass das Gelände eines Tages kleingärtnerisch genutzt werden sollte, um eine Parzelle beworben hatten, wurde vom Bezirksverband vorgeschlagen, in Eigeninitiative mit der Schaffung einer Kleingartenanlage zu beginnen. Eine Baukommission wurde gegründet und eine Reihe von Fachleuten setzte sich zusammen. Man errechnete bei einer Anzahl von 86 Parzellen einen Eigenanteil, den jeder der zukünftigen Unterpächter zu leisten hätte. Nach dem Vermessen und Planieren des Geländes erfolgte die Einteilung der Parzellen und die Festlegung der Stellplätze für die Lauben.


Der wichtigste Termin für alle war der 26. April 1977, Punkt 19 Uhr in "Pichler's Viktoriagarten", als eine vom Bezirksverband der Kleingärtner unter der Leitung des damaligen Vorsitzenden Heinz Witter einberufene Versammlung für alle Interessenten stattfand. Wichtigster Tagespunkt dieser Versammlung war die Verlosung der Parzellen. Zusätzlich wurde ein kommissarischer Vorstand gewählt.


Bereits am nächsten Tage wurden die ersten Spatenstiche getan und gemäß dem Rat des Bezirksverbandsvorsitzenden wurde damit begonnen, das Land zunächst zwei Spaten tief umzugraben. Berge von Steinen, Gummireifen, Matratzen, Fahrrädern, Holzbalken und anderen schönen Dingen kamen zutage. Nachbarschaftshilfe und Gemeinsinn waren groß geschrieben, wobei allen zugute kam, dass bei den neuen Unterpächtern die verschiedensten praktischen Berufe vertreten waren.


Der Vorstand, der sein Amt mit viel Enthusiasmus und wenig Erfahrung antrat, hatte zu dieser Zeit viele Probleme zu lösen, deren Schwierigkeit zum großen Teil nicht vorhersehbar war. Vom ersten Etat sollten auch eine Wasserleitung, Elektroanschlüsse und Schöpfgruben angeschafft werden. Viel Arbeit bereitete die Planung und Ausführung der Wasserleitung, lange Verhandlungen und Wartezeiten verlangte auch die Elektroanlage. Überhaupt erwies sich der Umgang mit den Behörden in vielen Fällen als dornenreich. Das Bezirksamt Steglitz konnte überzeugt werden, die Wasserleitung zu finanzieren, mit dem gesparten Betrag konnten die Parzellenzäune angeschafft werden. Der damalige Bausenator Harry Ristock setzte sich persönlich dafür ein, dass den Parzelleninhabern keine Einheitslauben vorgeschrieben wurden, sondern dass individuell gebaut werden durfte.


Bereits im Herbst 1977 waren die ersten Lauben fertig gestellt. Nach der Winterpause begann im Frühjahr des folgenden Jahres das Bezirksamt mit seinem Beitrag zur Gestaltung des Koloniegeländes. Der Hauptweg und die Stichwege, sowie der Parkplatz und ein Kinderspielplatz wurden angelegt und die Begrenzungszäune gesetzt. In einer gemeinsamen Aktion zogen die Koloniemitglieder ihre Parzellenzäune selbst. Bei der ersten Vollversammlung wurde der bis dahin kommissarisch tätige Vorstand bestätigt und die Kolonie erhielt den Namen "OSDORF". Ein wichtiges Diskussionsthema war die Verwendung von Gift, dessen regelmäßige Anwendung zur Schädlingsbekämpfung seinerzeit noch allgemein üblich war. Die Vorschläge einer hierzu gebildeten Kommission führten dazu, dass in unserer Kolonie von Anfang an praktisch keine giftigen Schädlingsbekämpfungsmittel zum Einsatz kam.


Im November 1978 fand das offizielle Richtfest statt. Auch 2 Vertreter der Kolonie durften an diesem teilnehmen.


Nachdem die wichtigsten Arbeiten auf den Parzellen und in der gesamten Anlage erledigt waren, fand im September 1979 das erste Kinder- und Koloniefest statt, bei dem der damalige Vergnügungsausschuss Maßstäbe setzte. Ab 1980 wurde eine hierzu gebildete Kommission mit der Ausarbeitung einer Vereinssatzung beauftragt. Diese wurde zwei Jahre später angenommen und bildet die Grundlage unseres Vereins.


In den folgenden Jahren wurde des Öfteren über das Thema "Vereinshaus" diskutiert. Man einigte sich schließlich auf den Bau eines Gerätehauses, das in einer gemeinsamen Aktion errichtet wurde und später durch einen Anbau erweitert wurde. Später erhielten das Haus, unser Hauptweg und der Parkplatz eine Beleuchtung.


Damit sind die wesentlichen Ereignisse aus dem Leben unserer relativ jungen Kolonie, die inzwischen seit vielen Jahren Dauerkleingartenanlage ist, aufgezählt. Eine ganze Reihe von Pächtern hat inzwischen gewechselt, mit Öffnung der Mauer zog es einen Teil von ihnen in das Berliner Umland. Es gab viele Schwierigkeiten, die mit Idealismus und Gemeinsinn gelöst wurden, aber auch viele schöne Feiern im kleineren oder größeren Kreis und wir haben eine Anlage geschaffen, auf die wir sicherlich auch ein wenig stolz sein dürfen. Wir hoffen, dass auch die nächsten Jahre Gutes für uns bringen und wollen dabei diejenigen nicht vergessen, die in der jetzigen Zeit großer Umbrüche um ihre Parzelle bangen müssen.


Seit dem Jahr 2000 ist unsere Gartenanlage als erste Steglitzer Kolonie auch im Internet vertreten.


Zur Zeit ordnen wir unsere Gemeinschaftsarbeiten neu: die immer knapper werdenden öffentlichen Mittel infolge einer stetig und ins Unvorstellbare steigenden Verschuldung unserer Stadt erlauben es dem Bezirk Steglitz/Zehlendorf nicht mehr, seinen bisherigen Aufgaben im notwendigen Umfang nachzukommen. Trotzdem möchten wir unseren Besuchern und uns selbst eine Anlage mit einem einladenden und gepflegten Anblick bieten und wir haben daher in den vergangenen Jahren auch die Pflege des öffentlichen Hauptweges und der Randbegrünung übernommen. Leider hat sich dabei gezeigt, dass der Bezirk Steglitz- Zehlendorf sich nicht an getroffene Vereinbarungen hält und nun suchen wir nach einer Lösung, die es uns erlaubt, unseren Besuchern weiter eine gepflegte Anlage zu zeigen. Seit Juni des Jahres 2005 besitzt unsere Kolonie einen geschlossenen Müllplatz.


Im Jahr 2013 wurden in einer aufwendigen Aktion alle Abwassersammelgruben unserer Kolonie den neuen gesetzlichen Bestimmungen angepasst.


Seit dem Jahr 2014 sind wir eingetragener Verein und nun, im Jahre 2021, sind wir 44 Jahre alt.


Immer stärker setzt sich inzwischen der Generationenwechsel in unserer Anlage fort. Viele der Gründungsmitglieder haben uns inzwischen verlassen. Dafür sind neue Kleingärtner hinzugekommen, vor allem junge Familien. Damit erfüllen wir weiterhin die Kernaufgabe des Kleingartenwesens: den Menschen die Natur näher zu bringen und das soziale Zusammensein.